Mit weichen Sohlen
über groben Schotter

Frank Hasenberg über den Reiz der Börse und Pathos für die Stadt

WETTER. Er hat sich die größte Runde ausgesucht und trägt Turnschuhe. Außenminister und Vizekanzler will er damit aber nicht werden, sondern Bürgermeister in Wetter. Frank Hasenberg hat eine Strecke gewählt, bei dem es über einen groben Kiesweg geht.
Wandern ist ein Hobby, für das sich der SPD-Politiker Zeit nimmt. Den Mount Everest würde er aus Selbstschutz trotzdem nicht besteigen. "Ich bin eben Realist", sagt er und lacht.
Nach dem Abitur begann Frank Hasenberg eine Ausbildung zum Bankkaufmann, ging nach dem Abschluss der Lehre zur Bundeswehr und kehrte anschließend wieder in seinen Job zurück. Heute ist er in Düsseldorf bei der Commerzbank beschäftigt und kümmert sich in einem Team um das Private Banking. Seine Kunden haben viel Geld und wollen es mit seiner Hilfe vermehren.
Frank Hasenberg interessiert sich sehr für die Börse. "Es geht in der Öffentlichkeit oft nur um die Heuschrecken, die Firmen einkaufen", sagt er. Dass Unternehmen aber an die Börse gehen, um sich Kapitel zu besorgen, zu expandieren und auch Arbeitsplätze zu schaffen, gerate eher in Vergessenheit. Die Kapitalmärkte seien außerdem zu einem großen Teil von Psychologie und Gefühl bestimmt. "Diese Mechanismen zu verstehen und damit Geld zu verdienen, hat mich schon immer gereizt."
Etwa dreimal im Jahr ist der 43-Jährige auch im Ausland unterwegs und besucht besondere Kunden persönlich. Wo ihn die Reisen hinführen, möchte er aber nicht erzählen. "Vertrauen ist in meinem Job ein ganz wichtiges Gut. Deswegen bin ich sehr diskret." Gerade war er innerhalb von einer Woche in zwei Ländern.
"Mir würde es schon schwer fallen, meinen Job aufzugeben. Aber nach 18 Jahren in Düsseldorf suche ich eine neue Herausforderung", sagt Frank Hasenberg. Er sieht das Amt des Bürgermeisters auch nicht einfach als Job, der in der beruflichen Karriere dazwischengeschoben wird. Die Stadt liege ihm am Herzen. "Das mag pathetisch klingen, es ist aber so."

"Ich will auch für mich selbst eine schöne Stadt schaffen.
Ich lebe ja hier", sagt Frank Hasenberg

Esborn gilt als grüne Lunge Wetters und der Spaziergang führt rund um den Brunsberg. Frank Hasenberg geht so häufig wie möglich raus. Als Ablenkung von der Großstadt, in der er arbeitet und am liebsten mit Familie und Hund. Seit 1996 lebt Frank Hasenberg hier. Er zog mit seiner Familie wieder nach Esborn und baute sich ein Heim, wo früher auf dem elterlichen Grundstück ein Stall stand. Im gleichen Jahr trat er in die SPD ein. 2004 kandidierte er dann für den Rat und wurde gewählt.
Wichtiger als sein Beruf und die politischen Ambitionen ist für Frank Hasenberg seine Familie. Ihr Wohlergehen steht für ihn an erster Stelle. "Die Geburt meiner Kinder war ein einschneidendes Erlebnis. Man spürt ein Verantwortungsbewusstsein, das ich bis dahin noch nicht kannte." Aber auch wenn er von allen Verpflichtungen nicht hätte, käme eine einsame Insel für ihn nicht in Frage. "Ich muss immer irgendetwas tun."
Wenn er sich ein anderes Hobby als die Kommunalpolitik ausgesucht hätte, wäre es vielleicht etwas Handwerkliches gewesen. "Ich habe Spaß an Modellbahnen. Gebaut habe ich aber noch keine. Ich weiß nicht, ob ich das könnte." Auch als Bänker muss er etwas aufbauen. Aber keine Landschaften in H0-Größe sondern Vertrauen. Dabei steht für ihn die Kommunikation im Vordergrund. Zahlen müssen überzeugen, aber der Kunde soll vor allem spüren, dass man sich Gedanken über ihn persönlich mache.
Auch die Politik darf für Frank Hasenberg kein Einheitsbrei sein. "Ich will es nicht jedem recht machen. Das kann man ja gar nicht." Jede Meinung will er sich anhören, aber am Ende seinen eigenen Weg finden. "Ein Antrieb für die Arbeit ist doch auch, für sich selbst eine schöne Stadt zu schaffen. Ich lebe ja hier."
Die Kandidaten haben vor kurzem ihre Fotos für die Wahlplakate gemacht. Dabei achten sie darauf, wie sie wirken. Als Frank Hasenberg jetzt bei unseren Aufnahmen auf dem Brunsberg auf das Display der Kamera schaut, lächelt er und sagt: "Okay, warum soll man auch immer versuchen, sich anders darzustellen, als man wirklich ist."

 

HINTERGRUND

- Die Idee -
Spaziergang mit den Kandidaten

In Zeiten des Wahlkampfes werden die Politiker gefragt, was sie anpacken, gestalten oder anders machen wollen. Eine Antwort haben sie immer parat. Sie sind für Sachfragen gerüstet, jedes Wort sitzt. Wir wollten sie jetzt aus dieser Sicherheit locken und bei einem Spaziergang auf andere Dinge zu sprechen kommen. Was für Menschen sind die vier Anwärter, die in Wetter Bürgermeister werden wollen? Den Ort für die Begegnung bestimmten die vier Kandidaten selbst. Frank Hasenberg schlug einen Weg durch den Wald rund um den Brunsberg vor.

Beim Spaziergang rund um den Brunsberg in Esborn,
sprach Frank Hasenberg über Beruf, Familie und Ziele.
Foto: Tim Meyer



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© Westfalenpost, 29. September 2007