Bar-Jazz auf Speed

„Damon And The Heathens“ und „Trunk Show“ im Club VEB

Wenn Aileen Loy ein Kuscheltier wäre, würde sie jedes Kind mit ihrem Anblick verzücken. Die langen schwarzen Haare, das nette Lächeln. Aber sobald man dieses knuffige Etwas in den Arm nimmt, fletscht es die Zähne. Die Frontfrau der Band „Trunk Show“ hat wahrscheinlich die tiefste, bluesigste, kaputteste Stimme, die sich jemals eine Sängerin auf mehr oder weniger unnatürlichem Wege angeeignet hat. Nina Hagen wirkt dagegen wie ein harmloses Püppchen. Dazu kämpft Aileen Loy auf der Bühne mit dem Mikrofonständer, als wäre das ihr einziger Halt auf dieser Welt. Nach dem ersten Song, in einem Moment der Stille, ist nur ihr schwerer Atem zu hören. Die Frau brennt nicht, sie explodiert.

Aileen Loy - Die Sängerin der "Trunk Show" brennt nicht, sie explodiert

Um diesen Gesangsorkan bauen drei Musiker mit Gitarren, Banjo, Bass, Saxophon, einer Bassdrum und Eimern einen Sound, der irgendwo zwischen Tom Waits und Goran Bregović, Filmkomponist für Emir Kusturica, liegt. Archaisch, organisch, schräg. Manchmal klingen „Trunk Show“ so, als würden sie sich einen Trecker mit Anhänger mieten und auf der Ladefläche musizierend durch die Welt ziehen. Experimenteller Country-Western-Blues. Und immerhin ist Aileen Loy in Nashville aufgewachsen. Das geht nicht spurlos an einem vorüber.
Vom großen Meister Waits spielen sie dann auch „Downtown Train“ und „Cold Water“ nach. Das liegt auch deswegen nah, weil Aileen Loy nebenbei noch bei der Band „Blue Valentines“ spielt, ein Tom-Waits-Coverprojekt.

Und gerade als man denkt, wenn sich Energie wie Sauerstoff verbraucht, müsste dieser Raum doch eigentlich langsam mal leer sein, betreten „Damon And The Heathens“ die Bühne und fackeln noch die letzten Reste ab. Mit drei Bläsern, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Gesang spielen sie Bar-Jazz im Soundkleid einer kleinen Bigband auf Speed. Frontmann Damon Gallagher agiert dabei so wild, als wären die Auftritte die einzigen Momente, in denen er aus seinem Käfig entlassen wird. Fein arrangierter Soul-Punk, Musik wie Sex, befeuert auch wie diversen Getränken, die sich Damon Gallagher genehmigt.

Damon Gallager - Die kurzen Stunden außerhalb der Zelle
Fotos: Tim Meyer

Begeistert erzählt der Sänger dann zwischendurch vom Besuch der Band bei Radio Tonkuhle und wie merkwürdig es sei, dass in der Einkaufspassage ihre Musik mit diesen expliziten Rotlicht-Texten aus den Boxen dröhnte, während unten die älteren Menschen ihren Einkäufen nachgingen. In Kalifornien, der Heimat von „Damon And The Heathens“, würde höchstens Weichgespültes wie Barry Manilow laufen, erzählt Damon Gallagher.
Aber irgendwie gehen diese beiden Pole bei den Amerikanern trotzdem zusammen. Sie nehmen sich die Energie vom Punk, zeigen durchaus Liebe zum Pop und machen daraus ein neues Gericht.

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Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 17. Juli 2009


Musik in der Schwerelosigkeit

Haruko & Hlynur – mit Folkmusikern in einer Weltraumstation

HILDESHEIM. Würden diese beiden Musiker durch die USA touren, könnten sie sich sicherlich in einer vom Folk geprägten Indie-Szene schnell eine ansehnliche Fangemeinde erspielen. Sie würden nicht mal als Deutsche auffallen, weil sie einfach nicht wie dieses Land hier klingen. In diese Mischung aus traditionellem Singer-/Songwriter-Tum und einer warmen, melancholischen Zerbrechlichkeit kann man hier nicht hineinwachsen. Man muss sich dafür an einen anderen Ort sehnen. An einen Ort geprägt von Weite und Einsamkeit. Und irgendwo stehen ein Stuhl und eine Gitarre. Weil diese zwei Musiker es auch noch schaffen, nicht so zu klingen, als würde sie sich diese Musik-Tradition nur wie ein hübsches Kleid überziehen, sind sie eine ganz wunderbare Ausnahme.
Zu der Veranstaltungsreihe „Ticket To Ride“ sollen die Musiker immer drei Gegenstände mitbringen, die wichtig für sie sind. Hlynur Gudjonsson hat einen Anhänger mit einer Eule dabei. Ihn inspiriere dieses Tier, weil es sich nachts die Welt anschaut. Man stellt sich dann auch Hlynur Gudjonsson vor, wie er in der dunklen Krone eines Baumes sitzt, die vorbeiziehenden Menschen beobachtet und leise dazu singt.

Haruko & Hlynur
Foto: Tim Meyer

Er würde nicht auffallen und wäre der perfekte Soundtrack für eine Nacht, in der man das Leben wieder einmal komplett in Frage stellt. Auf seiner Akustikgitarre zupft er eine sparsame und doch sehr musikalische Begleitung und singt über irgendeinen lachenden Kapitän mit einer Stimme, die an Nick Drake erinnert, aber dabei noch etwas tiefer in ein Glas voller Melancholie geschaut hat. Ja, manchmal wünscht man sich doch, der Grübler in ihm würde es mal schaffen, diesen dunklen Tunnel zu durchschreiten und ans Licht kommen.
„The sun cannot light the dark in my heart“, singt Haruko, alias Susanne Stanglow. Das Licht schafft es nicht bis in ihr Herz. Damit ist sie eindeutig eine Schwester im Geiste von Hlynur Gudjonsson. Und wenn sich die beiden Musiker zusammen auf die Reise machen, um diese Abgründe zu erkunden, entstehen die besten Momente dieses Doppelkonzertes. Ihre Stimmen ergänzen sich nicht nur ganz wunderbar, sie scheinen sich sogar organisch zu verbinden und etwas Neues zu schaffen. Sie erinnern dann auch an die schönen Duette von Damien Rice und Lisa Hannigan. Großartig.
Auch Haruko hat es mit den gefiederten Freunden. Sie liebe Vögel und schreibe oft Lieder über sie. Wenn sie mit ihrer zarten Stimme singt, klingt es manchmal so, als würde sie sich wirklich in die Lüfte schwingen, aber nicht Halt machen, bevor sie in die Schwerelosigkeit vorgedrungen ist.
Vielleicht entsteht ja dort auch die Musik von Haruko und Hlynur Gudjonsson. Vielleicht treffen sich die beiden Musiker auf einer Weltraumstation mit Joanna Newsom, Nick Drake und Bob Dylan. In irgendeinem Raum gibt es dort oben einen Blick in die Weite des Landes, eine kleine Veranda, Gitarren und viele traurige Gedanken, die vertont werden müssen.

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Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 27. Juni 2009


In den Fußstapfen der Helden

Chris de Burgh spielt in der Stadthalle eigene Hits und die Lieder seiner Vorbilder

Wenn man in hundert Jahren jemandem die 80er Jahre erklären möchte, müsste man auch die Musik von Chris de Burgh vorspielen. Dieser gradlinige, aber auch irgendwie weichgespülte Rock von „Don’t Pay The Ferryman“, diese dahin schmelzende Ballade „Lady In Red“, bei der sich die Männer endlich „cheek to cheek“, also „Wange an Wange“ ihrer Liebsten nähern. Ja, bei Chris de Burgh kommen schon echte Gefühle rüber. Aber trotzdem denkt man auch an ballonseidene Trainingsanzüge in grün-roten Neonfarben. Schön waren die 80er Jahre eben nicht immer.
Das Konzert in der Stadthalle beginnt mit einem bombastischen Intro, das an Science-Fiction-Filme erinnert. Das ist ja auch irgendwie 80er. Mit „Missing You“ spielt Chris de Burgh den ersten Hit. Aber nach 16 Studioalben und 45 Millionen verkauften Platten haben sich sowieso viele seiner Stücke im Ohr festgesetzt.
„Guten Abend meine Damen und Herren, wie geht’s“, sagt der irische Sänger auf Deutsch und scherzt dann noch ein bisschen über den Namen der Stadt – so heiße doch auch ein Rasierer. Chris de Burgh versteht es, schnell Nähe zum Publikum aufzubauen. Aber bei ihm kommt es nicht so rüber, als habe er mal eben die Begrüßungsfloskeln auswendig gelernt. Denn er erzählt dann noch, er habe in der Stadt Plakate für die Toten Hosen gesehen – das sei eine gute Band. Und hinter der Bühne warte „Mumme Bier“ auf ihn, von dem er jetzt wisse, dass es eine 1000-jährige Geschichte habe. Ja, für Geschichte interessiert er sich auch in seinen Songs.
Aber weil er sich nicht mehr in sagenhafte Geschichten stürzen wollte, hat Chris de Burgh seine Plattensammlung nach seinen Vorbildern durchforstet und die Platte „Footsteps“ aufgenommen. Mit Coverversionen erweist er Pete Seeger, Bob Dylan, den Beatles und Don McLean die Ehre. Diesen Songwriter-Urgesteinen und ihren unkaputtbaren Superhits.
Doch leider hat sich Chris de Burgh nicht getraut, die Lieder auseinanderzunehmen und etwas Neues daraus zu machen. „Turn, Turn, Turn“ von Pete Seeger klingt so, als hätte der Ire nur seine Stimme über die Originalbänder gelegt. Klar, es ist ein schöner Song, aber so kennt man ihn von jedem Oldie-Sampler. So ist es auch bei anderen Songs, die er spielt. „The Long And Winding Road“ von den Beatles oder „Without You“, das Mariah Carey in den 90er Jahren zu einem großen Hit machte. Den letzten Refrain singt er mit wimmernder Kopfstimme und im Hintergrund regnet es grüne Tränen. Da springt dann doch der Kitschalarm an. Aber Chris de Burgh fängt das auf, als er nach dem Song sagt, diese hohe Stellen könne man eigentlich nur mit engen Hosen singen und seine sei heute eigentlich zu bequem.
Ein guter Coversong ist dann aber doch „All Along The Watchtower“ in einer sehr leisen, akustischen Version. Da wird dieses Rockmonster richtig schmusig, jazzig chrisdeburght.
Schon vor dem Ende feiert das Publikum Chris de Burgh mit Standing Ovations und dann spielt er „Lady In Red“, schmachtet im roten Bühnenlicht, läuft durchs Publikum und tanzt mit ihr, der Frau im roten T-Shirt. Ja, genau dieser Moment könnte als Visitenkarte für die 80er Jahre eingefroren werden.

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Braunschweiger Zeitung, 10. Juni 2009


Die Wohnzimmer-Predigt

Wolf Biermann beeindruckt mit einem gefühlvollen Geschichtskonzert

Er ist schon ein Menschenfänger, wie er da sitzt, auf einem Tisch, ganz unprätentiös, den einen Fuß auf den anderen gestellt, damit er die Gitarre fest im Griff hat. So ungemein sympathisch und nahbar ist Wolf Biermann, als wäre man mit ihm allein im Wohnzimmer, ganz privat, ganz persönlich. „Verstehst Du?“, sagt er dann zwischendurch und man möchte antworten: Ja, jetzt verstehe ich.


In der guten Stube des Spiegelzeltes spielt Wolf Biermann Lieder aus seinem neuen Buch „Berlin, du deutsche deutsche Frau“. In diesen Gedichten aus fast fünf Jahrzehnte erzählt er dabei nicht nur von einer Stadt, sondern von einem politischen Leben, das einen richtigen Schub bekam, als er 1965 in der DDR verboten wurde. Was sich zuerst wie ein großes Unglück anfühlte, empfindet Wolf Biermann zurückblickend als Glück. „Die Musen fanden das geil“, sagt er und grinst. Er habe dann nicht wie die anderen rumgeeiert – ein bisschen frech, ein bisschen feige. Er ist in die Offensive gegangen.
Prototypisch dafür ist wahrscheinlich ein Lied wie die „Populärballade“ aus dem Jahr des Auftrittsverbots. „Heute sitzt ihr noch im fetten Speck / Als dicke deutsche Maden / Ich konservier euch als Insekt / Im Bernstein der Balladen“ singt er über die Politiker, die es nie geschafft haben, ihn kalt zu stellen.

Fotos: Tim Meyer

Das Wunderbare an dem Konzert sind nicht nur die Lieder, die er so inbrünstig vorträgt, als wäre er immer noch dieser junge Mann, als gäbe es immer noch dieses System, das es niederzulyriken gilt. Es sind auch die Geschichten, die er zwischendurch erzählt. Man kann sich das vorstellen, wie es 1976 in der Kölner Sporthalle war, als ihm 8000 Menschen zuhörten und er anschließend ausgebürgert wurde. Er erwähnt seine Beziehung zu Eva-Maria Hagen und wie deren Tochter – verschmitzt fügt er hinzu, dass sie nicht seine Tochter sei – einmal heulend zu ihm sagte: „Du sollst meinen Walter Ulbricht nicht ärgern.“
Und manchmal ertappt er sich selbst dabei, was seine Geschichten für einen Duktus bekommen: „Jetzt predige ich hier…“ Aber genau das macht ihn aus. Pathos und Selbstironie.
Nach den knapp zweieinhalb Stunden Konzert möchte man im Kultusministerium anrufen und darum bitten, diesen Wolf Biermann doch einzuladen, wenn die deutsch-deutsche Geschichte auf dem Lehrplan steht. Wenn dieser Mann den Kindern und Jugendlichen erklärt, wie sich diese Diktatur angefühlt hat, werden sie das nicht vergessen. Wie sagt es Wolf Biermann an diesen Abend selbst: Wenn man etwas mit dem Herzen und der Seele versteht, wird es tief in die Erinnerung eingeschrieben.

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Braunschweiger Zeitung, 20. April 2009


Slogan-Rock

Angelika Express rocken das Merz mit großen Gesten

„Goldener Trash“, der Titel der aktuellen CD von Angelika Express, trifft es ziemlich gut. Die Kölner Band singt gerne ganz selbstreferentiell übers Rocken, und Alkohol, gewiss sind sie keine Kostverächter, spielt auch gelegentlich eine Rolle. Aber dieser Trash, im Sinne von leeren Flaschen, eines verschwitzten T-Shirts und einem dröhnenden Gitarrenverstärker wird bei ihnen mit einer unbändigen Spielfreude und durchaus technischer Raffinesse veredelt. Auch wenn Sänger und Frontmann Robert Drakogiannakis, Bassistin Dani Hilterhaus und Schlagzeuger Mirco „Caddy“ Cardeneo ihre Instrumente mal für einen Moment vernachlässigen, wenn eine große Geste gefragt ist.
Angelika Express leben und spielen Punk, tragen dabei einen Anzug und provozieren damit trotzdem keinen Widerspruch. Die Zeiten sind glücklicherweise längt vorbei, als es noch die fein sortierten musikalischen Schubladen gab und man immer wusste, was man geboten bekommt, wenn man eine aufzieht. Punk ist eben kein wildes, unhörbares Geknüppel, sondern steht vor allem für Energie und mischt sich bei Angelika Express mit musikalischen Einflüssen aus Pop und Neuer Deutscher Welle.
Aber vom Punk haben Angelika Express vor allem geerbt, dass man ihre Songs nur bis zur Hälfte gehört haben muss, um anschließend den Refrain freudig mitgrölen zu können. Zeilen wie „Rock Fucker Rock“, „Sie ist intellektuell“ oder der Hit ihrer Debütalbums „Geh doch nach Berlin“ sind schnell gemerkt und machen sich auch gut, wenn man sie zu Hause auf ein T-Shirt druckt. Slogan-Rock eben.
Irgendwann wäre dennoch ein Augenblick des Innehaltens schön. Sie nehmen den zweiten Teil ihres Bandnamens mitunter etwas zu wörtlich und rasen nur so durch ihr Set. Als Robert Drakogiannakis alleine „Francois Truffeaut“ spielt, wird kurz aufgeatmet, aber nur damit es danach wieder mit einer vollen Breitseite weiter gehen kann. Und plötzlich steht Bassistin Dani Hilterhaus auf der Monitorbox und Robert Drakogiannakis mit seinem total durchgeschwitzten, roten T-Shirt mitten zwischen den wild tanzenden Fans. Aber genau so muss es sein: Zügellos, laut und doch Show.

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Braunschweiger Zeitung, 7. April 2009

Angelika Express

Ein Konzert in sechs Bildern


Ein gealterter Frauenversteher mit kehliger Stimme

Roger Whittaker ist bald 73 und kann trotzdem noch 1300 Menschen in der Stadthalle begeistern – Ein Konzertbesuch von Mutter und Sohn

Marion, meine Mutter, ist eine 68erin. Mit Beatles und Rolling Stones aufgewachsen, ein Jimi Hendrix Konzert auf Fehmarn besucht, ein Che Guevara Plakat hing im Wohnzimmer und die Kinder wurden antiautoritär erzogen. Aber so lang ich mich auch zurückerinnere, wenn sie ihren freien Tag hatte und ich von der Schule nach Hause kam, hatte ein anderer Mann von ihr Besitz ergriffen: Roger Whittaker. Sie stand an ihrem Bügelbrett und schmetterte „Albany“ mit.
Unser gemeinsamer Konzertbesuch beginnt jedoch mit einer Irritation. „Mein Gott, ist der alt geworden“, sagt meine Mutter, als Roger Whittaker die Bühne betritt. Das stimmt, am Sonntag wird er 73 Jahre alt. Aber Mick Jagger ist doch auch schon 65, denke ich.
Mit „Du bist mein Engel“ spielt er zuerst ein Lied von seiner neuen Platte. In einem Interview erzählte er mal lachend, dass es jedoch nicht seiner Frau gewidmet sei.  „Meine Frau ist kein Engel! Sie schimpft schon mal mit mir und sie kann sehr dickköpfig
sein… Deshalb liebe ich sie so!“ Das Lied „Irish Girl“ sei aber für sie. Auch das wird er später spielen, nachdem er erzählt hat, dass er 45 Jahre mit seiner Frau verheiratet ist, fünf Kinder und mittlerweile acht Enkelkinder hat. Das jüngste Enkelkind ist erst ein paar Tage alt und natürlich lässt der stolze Opa auf der Leinwand gleich ein Foto einblenden. In einem Video ist er später noch mit einem anderen Enkelkind spielend zu sehen. „Das finde ich sehr sympathisch“, sagt meine Mutter. „Weil es so ungezwungen ist.“
Ja, der großväterliche Charme überzeugt mich auch, aber irgendwann gucken wir uns wieder verwundert an und fragen uns, was mit dem großen Schlagersänger passiert ist. „Früher hatte er eine so weiche, warme Stimme“, sagt Marion. „Aber heute klingt sie kehlig, als würde ihn das alles sehr anstrengen.“ Wir entdecken dann auch, dass er nahezu alle Texte von Telepromptern abliest und sich etwas bemüht über die Bühne bewegt. Und obwohl meine Mutter sich wirklich auf diesen Abend gefreut hatte, sagt sie irgendwann: „Wenn man so lange Künstler war, sollte man wissen, wann es vorbei ist.“ Außer einigen Wortfetzen oder den Stimmen der Backgroundsängerinnen sind die Texte inhaltlich kaum zu verstehen. Das findet meine Mutter sehr schade. Sie wollte doch Rogers schöne Stimme und die Geschichten über die Liebe hören. Und wenigstens ein paar Lieder mitschmettern. Gut, das Wort Liebe höre ich zumindest immer wieder heraus, aber ein kompletter Liedtext ist kaum mitzuverfolgen.
Richtig überzeugend ist Roger Whittaker jedoch, wenn er die Lippen spitzt und zum Pfeifen ansetzt. Sein alter Hit „Mexican Whistler“ sitzt noch perfekt und prescht gut voran. Dafür gibt es großen Applaus. Aber das Publikum ist dem alten Herren sowieso sehr zugeneigt, auch wenn man in der Pause andere Gespräche über seine nachlassende Stimme hören kann. Vor allem natürlich Hits wie „Albany“, „Eloisa“ oder „Abschied ist ein scharfes Schwert“ lösen große Begeisterung aus.
Am Ende hält es vor allem die Frauen nicht mehr auf ihren Sitzen, bei den Zugaben drängen sie an den Bühnenrand, um ihrem Idol noch einmal ganz nah zu sein. „Er ist einfach ein Frauenversteher“, meint Marion. „So wie er die Texte über Liebe und Zuneigung rüberbringt und selbst eben 45 Jahre verheiratet ist, das ist einfach schön.“
Und das Fazit. Ich frage meine Mutter, wen sie nehmen würde, wenn sie sich zwischen Paul McCartney und Roger Whittaker entscheiden müsste. „Ich würde Paul nehmen, weil ich dann an meine erste Liebe denke, mit der ich dieses Jahr auch 40 Jahre verheiratet bin“, sagt Marion. „Auch wenn ich die Lieder von Roger sehr gerne mag, denke ich bei ihm doch immer eher ans Bügeln.“

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Braunschweiger Zeitung, 19. März 2009


Das Anti-Konzert

„Son, Ambulance“ scheitern im Nexus an sich selbst

Eine Band packt in Omaha, Nebraska, USA ihre Instrumente und Verstärker in schwere Metallkisten, fliegt zusammen mit dem Zeug nach Europa, um dort eine Tour zu spielen. Sie investieren Zeit, Geld und Energie. Man stellt sich diesen Aufwand vor, als Joe Knapp, Sänger und Kopf der Band „Son, Ambulance“, an diesem Abend im Nexus ein Konzert komplett scheitern lässt.
Zuerst ist ihm der Sound zu schlecht, dann das Licht auf der Bühne zu hell und schließlich stört es ihn, dass die Leute alle so starren. Gut, anfangs gibt es hin und wieder eine fiepende Rückkopplung, aber dass das Publikum der Band zuschaut, gehört wohl zur Natur eines Auftritts. Aber man ist dem Künstler hörig, macht alle Fisimatenten mit und dimmt die Scheinwerfer. Der zweifelsohne schöne Indie-Pop der Band ist jedenfalls an diesem Abend höchstens in winzigen Fragmenten zu erahnen. Und diese Höreindrücke liefert allein die Backingband ab, mit der man fast etwas Mitleid hat.

Joe Knapp

Foto: Tim Meyer

Dann bricht Joe Knapp wieder einen Song ab. „I don’t care“, ihm sei das egal, sagt er und meint damit das ganze Konzert. „Komm‘ mal darüber weg“, ruft ihm eine junge Frau aus dem Publikum auf Englisch zu. Daraufhin jammert er weiter und erwidert, es sei so, als müsste er etwas machen, was er nicht mag. Was für Allüren. Man fragt sich, ob diesem Mann noch bewusst ist, dass er hier durch kleine Clubs tingelt. Vielleicht träumt er gerade von seidener Bettwäsche.
Bassist Dereck Higgins stellt am Ende des letzten Songs frustriert sein Instrument zur Seite und verlässt die Bühne. Dann ist Schluss. Fabian, Bassist von der Vorband „Black As Chalk“ sagt daraufhin zu seinen Kollegen: „Gut, machen wir weiter.“ Gute Idee, die junge Band aus Göttingen hätte den Abend einigermaßen versöhnlich schließen können. Vor „Son, Ambulance“ lieferten sie eine solide Leistung ab. Dynamischer Indie-Rock mit einer feinaustarierten Mischung aus Gitarre und Klavier. Gelernt haben sie wohl vor allem von Radiohead, die es meisterlich verstehen, eine ruhige Nummer in wilde Klangeskapaden ausufern zu lassen. Nur Frontmann und Gitarrist Julian hatte ein wenig Mühe, mit seinem etwas vernuschelten Gesang den gekonnten musikalischen Kompositionen die Krone aufzusetzen.

 

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Braunschweiger Zeitung, 10. März 2009


Die Faust des Arbeiters

Sölter und Kirleis beweisen im LitteraNova, dass sich Humor und politische Songs nicht ausschließen

HILDESHEIM. Punk sind Typen, die mit ihren Hunden in der Fußgängerzone herumlungern. Punk ist ein Irokesenhaarschnitt. Punk ist Bier und lärmende Musik. Alles falsch. Punk ist politisch, beweist Haltung und kennt keine Gleichgültigkeit. Es geht darum, die Zustände zu verändern und nicht irgendetwas zu zerstören.
Man hätte vielleicht nicht erwartet, dass zwei Herren zwischen 40 und 50 Punk so genau auf den Punkt bringen, dass man endlich versteht, worum es eigentlich dabei geht. In dem gediegenen LitteraNova wirken sie zuerst wie Pianist plus Chansonnier, die wohl gleich locker leichte Unterhaltung zum Abendbier präsentieren. Weit gefehlt. Da geht es zwar zuerst noch scheinbar harmlos um spanische Oliven, die ein Typ im Supermarkt nicht finden kann, aber schon im zweiten Lied, dem Stempellied von David Weber und Hans Eisler aus dem Jahr 1929, zeigen Sänger Christian Sölter und Pianist Holger Kirleis, wie die Arbeiterfaust zum Kampf geballt werden muss. Es folgen „I Fought The Law“ von The Clash, „Wasserhahn aufgedreht“ von Dackelblut und „California über alles“ von den Dead Kennedys – ein Song, den diese über den Gouverneur Jerry Brown schrieben, der ganz weit rechts und Zen-Buddhist war, erzählt Christian Sölter. Und dann singt er mit einer solchen Emphase, als müsste den Menschen genau in diesem Moment endlich ein Licht aufgehen, damit sich etwas verändert. Ganz grundsätzlich. Seine Stimme wandelt sich dabei vom kitschigen Schmelz eines Roland Kaiser bis zum Stimmbänder zerfetzenden Organ eines Tom Waits.
Selbst ein vollkommen abgenudelter Song wie „99 Luftballons“ wirkt im Gewand von Sölter und Kirleis plötzlich wieder aktuell. „Man muss Nena mal atmen lassen, dann kommt sie und man hört auf den Text“, sagt Christian Sölter.
Gleichzeitig schwingen bei Sölter und Kirleis immer Humor und Selbstironie mit, jene Zutaten, ohne die politisch ambitionierte Musik sonst oft anstrengend wird. Das beweisen etwa ihre schräge Eigenkomposition „Sex mit Stalin“ oder „Frühstück mit mir“, ein Lied von Christian Sölters Band „Hammerhai“.
Einziger Wermutstropfen ist der relativ schlechte Sound im LitteraNova. Aber selbst wenn Christian Sölter einmal aus Versehen sein Mikrofon ausschaltet, singt er einfach weiter und füllt den Raum auch ohne Verstärkung mit seiner Stimme. Dem LitteraNova ist auf jeden Fall ein größeres Publikum für sein ambitioniertes Veranstaltungsprogramm zu wünschen.

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Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 3. März 2009


Der Untergang wird gefeiert

Die Sterne und The UP to the SKY spielen im Wolfsburger phaeno

Die Hamburger Schule ist erwachsen geworden. Anfang der 90er Jahre griffen Musiker zu Gitarre und Mikrofon, die mehr wollten als Selbstbespiegelung von Befindlichkeiten. Haltung und Gesellschaftskritik bestimmten die Lieder von Blumfeld und Die Sterne, wobei die Botschaften nie als Floskel daherkamen, sondern in Poesie verpackt und mit Schleifen aus mal gradlinigem, mal schrammeligem Indie-Rock umwickelt wurden. Blumfeld haben sich 2007 aufgelöst und Die Sterne stehen an diesem Abend auf der ebenerdigen Bühne im Krater des phaeno und sind kein Stück müde. Es ist ein rares Konzert, weil die Band gerade im Studio ist, um den Nachfolger für ihre letzte Platte „Räuber und Gedärm“ einzuspielen.
Die vier Musiker strahlen eine Freude aus, als hätte sie jemand aus einem Käfig gelassen. Anfängliche Soundprobleme in diesem schönen, aber unvorteilhaften Raum lassen sie schnell hinter sich, auch wenn gerade das wunderbare „Aber andererseits“ diesen Umständen zum Opfer fällt. Dafür nutzt Sänger Frank Spilker bald die Barrierefreiheit zum Publikum, stellt sich wenige Zentimeter vor die erste Reihe oder wandert mit seiner Gitarre direkt in die Mitte der Zuhörerschaft, um dort ein Solo zu spielen. Das fällt alles so sehr ins Gewicht, weil es kaum noch Bands gibt, denen es wirklich um Natürlichkeit und Nähe zu den Fans geht.
Lakonie ist die große Kunst von Frank Spilker. „Dieser Song feiert den Untergang“, sagt er über „Inseln“. Genau, wer seiner eigenen Endlichkeit ins Gesicht lacht, braucht sich weniger zu fürchten. Schräge Poesie und mitunter mantrahafter Gesang treffen immer wieder auf Popmelodien. Wie auch in dem herausgerotzten Lied „Es gibt nichts Spannenderes“, das von Spekulationen an der Börse handelt, erklärt Spilker. „Es steigt, es steigt, es steigt / Es fällt, es fällt, es fällt“, singt er da. Eine weltumspannende Banalität auf den Punkt gebracht.
Nur die zwei neuen Lieder „Deine Pläne stehen“ und „Neblige Lichter“ können nicht richtig überzeugen, haben noch wenig Energie und klingen eher nach Indie-Disco-Lounge. Aber die Stücke sind neu und können noch wachsen.
Dass die wahre Lockerheit wohl im Alter steckt, wird besonders im Vergleich mit der Vorband „The UP to the SKY“ aus Braunschweig deutlich. Die fünf jungen Männer spielen eine druckvolle, aber wenig originelle Mischung aus Rock ´n‘ Roll und Tex-Mex-Rock à la „Tito And Tarantula“, wobei der verwaschene Sound, den Gesang von Rudi Rauschgift nahezu komplett verschluckt. Mal sind die Zeilen „Oh Baby, kannst du mich verstehen / du wirst heut‘ Nacht die Sonne sehen“ im „Lied von der schnellen Liebe“ zu verstehen. „The UP to the SKY“ wirkt wie eine Band, bei der der Wille zum Stil stark ausgeprägt ist, aber die musikalische Entwicklung leider nicht ganz mithalten kann.

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Braunschweiger Zeitung, 2. März 2009


Cheri Cheri Lady mit echtem Sex

„Der Popolski Show“ in der Meier Music Hall zeigt Comedy und Musik mit Herz und Verstand

Wenn Trittbrettfahrer witzig sein wollen, klingt das in etwa so: „Sind die Polen schon da oder müssen die erst noch ein Auto klauen?“, fragt ein Mann einen Verantwortlichen neben der Bühne, als es nicht um Punkt 20 Uhr losgeht. Keiner lacht. Warum auch, dieser Spruch hat nicht annähernd etwas damit zu tun, was „Der Popolski Show“ mit ihrer Kunst erreichen will. Ja, diese Ausnahmen gibt es noch, bei denen Comedy und Kunst zusammengehen.
Eigentlich ist die Familie Popolski an diesem Abend überhaupt nur hier, um mit dem größten Skandal der Popgeschichte aufzuräumen. 90 Prozent aller bekannten Welthits stammen nämlich nicht von verschiedenen Komponisten sondern aus der Feder von Opa Popolski aus dem polnischen Zabrze. Vor vielen Jahren kam jedoch ein windiger Gebrauchtwagenhändler an die zwei Koffer voller TopTen-Gassenhauer und verscherbelte sie rund um die Welt.

Immer schön und schön locker bleiben...

Mit einer Diashow erzählt der große Bruder der Familie, Pavel Popolski, diese traurige Geschichte. Darauf einen Wodka. Gemeinsam mit dem Publikum werden die kleinen Plastikbecher geleert und rituell über die Schultern geworfen. Der Grundstein der Freundschaft ist gelegt.
Hinter diesem Pavel Popolski steckt Achim Hagemann, der mit Hape Kerkeling in der Fernsehshow „Total Normal“ auftrat und Lieder wie „Das ganze Leben ist ein Quiz“ schrieb. Mit seinem Projekt tourt er seit mehreren Jahren über deutsche Bühnen und schaffte es auch ins Spätprogramm des WDR.


So wird's gemacht!

Dann preschen die Popolskis mit einer wilden Polka-Version von „Sex Bomb“ los und zeigen sofort, um was es hier wirklich geht. Um nicht weniger als die Rettung der Popmusik aus ihrer glattgebügelten Sterilität. Und wer jetzt erwartet, dass diese geniale Familie einfach nur jeden Hit als polnische Polka spielt, wird glücklicherweise enttäuscht. „Born In The USA“ mutiert zum Country-Stück „Bohrn As A Popolski“, „Großer Bruder“ von Zlakto singt der großartige Danusz Popolski als feinfühlige Jazz-Ballade für seinen großen Bruder Pavel und die äußerst empfindsame Cousine Dorota Popolski glänzt mit einem zärtlich verjazzten „The Final Countdown“. Den Höhepunkt markiert jedoch „Cheri Cheri Lady“. Von Modern Talking und Dieter Bohlen zu einer zuckrigen Nummer verhunzt, spielen die Popolskis das Lied mit einer ganzen Wagenladung voll Energie und Sex. Eine harte Crossover-Version im Stile von den Beastie Boys und Red Hot Chili Peppers, auch wenn der schüchterne Bassist Janusz erst eine halbe Flasche Wodka leeren muss, bevor er sich das Hemd vom Leib reist, wild über die Bühne rennt und schließlich auch durchs Publikum stolziert.

Und Prost!

Fotos: Tim Meyer

So geht es unaufhaltsam weiter mit Geschichten über die Familie Popolski, den Entstehungsmythen von Welthits und funkelnden Songperlen. Wer nach diesem Abend noch das gleichförmige Format-Radio anschalten kann, ohne blutige Ohren zu bekommen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Achim Hagemann und seine Popolski schaffen es mit Herz und Verstand auch Reißbrett-Hits eine Seele zu geben und alles in einen sehr unterhaltsamen, intelligenten Rahmen zu verpacken.

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Braunschweiger Zeitung, 7. Februar 2009


Siamesische Zwillinge
mit einer Seele

Jens Lekman, Mai, "Privatclub" Berlin.
Ein Abend für die Tiefkühltruhe.
Einfrieren, aufbewahren.

Das ist doch dekadent! Sechs bildhübsche Frauen stellt sich der 25-jährige Mann auf die Bühne. Die hängen an seinen Lippen, achten auf jede Handbewegung. Eine Art Robert-Palmer-Gedächtnisauftritt - Addicted To Women. Nur mit dem Unterschied, dass diese Frauen keine Models sondern einfach gute Musikerinnen sind. Auf die Frage, warum er ausschließlich mit Frauen arbeite, antwortet Jens Lekman mit einem verständnislosen Blick: „Es waren die besten Musiker, die ich finden konnte.“
Das stimmt natürlich nicht, was der Schwede da nach dem Konzert im Privatclub erklärt. Es war sicher eine bewusste Entscheidung. Frauen musizieren einfach anders und das ist gerade dem Minimal-Opulenz-Pop des Schweden dienlich. Die Band besteht aus drei Bläserinnen, Bassistin, Keyboarderin und Schlagzeugerin. Und alle beweisen, dass Egomanie der weiblichen Musikerseele fremd ist. Sie spielen für den Song.
Morrissey und The Magnetic Fields werden immer wieder als Referenzen für Lekman in der Presse angeführt. Viel treffender ist jedoch der Vergleich mit Sufjan Stevens. Mit geringsten Mitteln schaffen es beide, in ihren Songs eine erschreckend dichte und trotzdem leichtfüßige Komplexität zu erzeugen. Diese musikalische Intelligenz in solch jungen Jahren verweist auf Großes in der Zukunft.
Jens Lekmans Band schafft luftige Freiräume, Melodien bekommen Präsenz und es entsteht immer wieder ergreifend schöne Dynamik. Schon beim zweiten Lied erreichen sie eine Intensitätsebene, die Tränen des Glücks in die Augen treiben. Es gibt sie eben doch noch, die großen Momente in der Musik.
In einer Art Mantra singt Lekman immer wieder: „We all gonna die, we don’t know how, we don’t know when“. Aber diese Erkenntnis trägt er nicht in geduckter Depressivität vor sondern mit fulminantem, fröhlichem Pathos. Eine morbid, orchestrale Feier der Gewissheit der eigenen Endlichkeit. Seelsorge mit Humor.
Lekman wechselt zwischen Ukulele und E-Gitarre hin und her. Allein das erzählt schon viel über seine Musik. Beschränkungen gibt es nicht. Die wahre Idee des Pop - also große Melodien und der Anspruch das Publikum zu überwältigen - und unmittelbarer Lo-Fi-Indie-Sound verschmelzen hier zu siamesischen Zwillingen, die zwar zwei Köpfe aber eine gemeinsame Seele haben.
Lekman, der Gegner von CDs mit Albumlänge und Verfechter der EP, spielt noch großartige Songs wie „You Are The Light“, „Happy Birthday, Dear Friend Lisa“ oder „Julie“. Lange ist der junge Mann noch nicht im Geschäft, aber seine Songs klangen schon immer wie Klassiker. Irgendwie aus der Zeit gefallen.
Ein Vorwurf ist dem Göteborger leider zu machen. Nach nur einer Stunde startet Lekman seinen I-Pod und gesellt sich zum Tanzen ins Publikum. Um ihn und dem Wahl-Berliner Erlend Øye bildet sich sofort eine kleine Traube. Ja, das Indie-Publikum vergöttert seine Stars genauso wie die Boulevardliebhaber ihre Könige. Øye, der King of Convenience, eröffnete übrigens spontan für seinen Freund Jens. Mit einer selten blöden, großglasigen Brille schlumpfte er auf die Bühne und spielte sich etwas zu kokett ratlos durch einige Coversongs. Aber bei Musikern mit seiner Qualität ist selbst das Hingerotzte immer noch schön.

unveröffentlicht, Mai 2006


Norwegischer Heilschlamm

Die norwegisch-englische Band „Hallucinations“ gibt
ein umjubeltes Konzert im Club VEB

Schlamm, freie Liebe, Drogen und Musik. Woodstock ist bis heute irgendetwas zwischen Realität und Mythos. Mit einem bisschen guten Willen steht das Festival, dieser musikalische Höhepunkt der Hippiebewegung, jedoch als Synonym für Musik als Magie, Kraft und verbindendes Element. Dabei sollte nur ausgeklammert werden, dass viele Kritiker behaupten, die Massen hätten damals doch gar nicht so viel von der Musik mitbekommen, weil die psychedelischen Drogen sie in andere Sphären zogen.
Die Mitglieder der norwegisch-englischen Band „Hallucinations“ waren 1969 weder angedacht noch geboren. Aber die 23-jährigen Musiker, drei Männer und eine Frau, haben den Bandnamen mit Bedacht gewählt und machen so etwas wie Post-Hippie-Pop. Das ist eine Chimäre aus verschiedensten Stilen, aber die Blumenmädchen wären auch vor 37 Jahren vor ihrer Bühne stehen geblieben. Denn eines hat die Band ganz gewiss: Magie.
„Hallucinations“ bewegen sich in einem Koordinatensystem aus amerikanischem Songwriting der Schule Nick Drake, der norwegischen Mischung aus Pathos und Melancholie, einer Prise Country und Blues und nicht zuletzt einer gehörigen Portion improvisierter Psychedelik. Manchmal erinnern sie sogar entfernt an „Jefferson Airplane“, und dann kommt sie wieder: die Idee des Woodstock-Gefühls.
Eigentlich müssten alle vier Musiker besonders hervorgehoben werden. Der Bassist, Simen Krogstie Lagesen, der bei einem Stück so über die Saiten streicht, dass es sich wie eine atmosphärische Keyboardfläche anhört. Oder der Schlagzeuger, Marius Simonsen, der immer präsent ist und mit kleinen Akzenten gewohnte Strukturen aufbricht.
Aber im Vordergrund stehen doch ganz klar Sängerin Ida Alfstad und Sänger und Gitarrist Clinton Boland. Etwa gleichmäßig aufgeteilt übernehmen sie abwechselnd den Leadgesang, wobei der andere die zweite Stimme beiträgt. Und das war lange nicht mehr so schön zu hören.
Die Band hat eine spielerische Melodiesicherheit, dass es verwundert, hier erst eine zweieinhalbjährige Gruppe vor sich zu haben. Und Sängerin Alfstad hat sich zu dem Zeitpunkt der Bandgründung auch erst vom Tanzen abgewandt und das Mikrofon ergriffen, das Singen unter der Dusche auf die Bühne verlegt. Man kann nur neidisch auf die Dusche sein, die so lange ein Talent für sich alleine hatte.
Boland überzeugt nicht nur stimmlich – manchmal erinnert er an die norwegischen Popstars „A-ha“, wenn man den Kitsch subtrahiert – sondern spielt auch die Akustikgitarre wie ein leidenschaftlicher Berserker. Zärtlichstes Picking wird von saitensprengendem Schrammeln abgelöst. Dabei lässt er immer wieder die Beschränkungen des Instruments vergessen.
„Hallucinations“ sind norwegischer Heilschlamm, der sich warm und weich in jede Ritze des Körpers setzt. Eine Band, die unterschiedlichste Einflüsse zu etwas ganz und gar Originellem vereint. An diesem Abend haben sie mit Sicherheit einen Haufen neuer Fans gewonnen. Und das aus gutem Grund.

Aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, März 2006.


Der Melancholiker
ist gegen nichts immun

„Etage 2“ sind der Soundtrack zu einem niedersächsischen Western

Würde ein Regisseur einen Western in Niedersachsen drehen, müsste er die Musik von „Etage 2“ als Soundtrack wählen. Nichts wäre passender, um Szenen über Provinzmelancholie, Abenteuerlust und Liebesleid zu untermalen. Zu diesen Liedern kann ein Held einsam an einer Bar sitzen, voll sehnsüchtiger Trauer an die Liebste denken oder gedankenverloren in den Sonnenuntergang reiten. Und wenn er dann so dahin reitet, könnte er singen: „Deine Augen sind blau wie der Himmel über Groß Düngen“ (alles was recht ist).
Eine Etage ist für die vier Hannoveraner eigentlich viel zu klein. Ihre Musik atmet Raum, öffnet sich bis zum Horizont und versucht, auch noch dahinter zu blicken. Denn „Hinter den Geranienkästen liegt unbekanntes Land/ Wenn wir nicht nachsehen, bleibt es unbekannt da liegen“ singt Ingo Schmidt in „mal sehen“.
Das Gefühl, aus der Enge auszubrechen und das Heil im Schilf am Baggersee zu finden, kehrt immer wieder. Der Tonfall bewegt sich dabei zwischen beiläufig erzählend, ein Stück verloren und plötzlich wieder euphorisiert. Ein bisschen so, als würde Reinhard May sich plötzlich innerhalb eines Songs entschließen, doch lieber Rock ‚n’ Roll zu spielen.
Oft kommt dieser Stimmungswechsel durch den perfekten Harmoniegesang von Schmidt gemeinsam mit der Schlagzeugerin Anja Kucharski. Der bricht das Leid und lässt die Melodien aufblühen. Aber mehr noch liegt es an der großartigen Gitarrenarbeit von Matthias Schmidt.
Leadgitarristen, die so zurückhaltend und doch immer die richtigen Akzente setzen, sind nicht leicht zu finden. Er lässt seine Telecaster singen, rückwartslaufen oder schreien. Mal schlägt er einen Song für kurze Zeit in Stücke, nur um ihn dann mit leichter Hand und Melodie wieder zusammenzufügen. Egal was er macht, es ist immer interessant und unverkrampft innovativ.
Der warme Sound von Matthias Kruses Fretless-Bass rundet den Gesamtklang ab. Überhaupt klingt die gesamte Band an diesem Abend unglaublich differenziert und transparent, was nicht zuletzt an Lupo, dem Mischer der Kulturfabrik, liegt.
Einzig Schlagzeugerin Anja Kucharski verliert hin und wieder den Faden. Dann lächelt sie und schaut selbstironisch oder gespielt peinlich berührt ihre Mitmusiker an. Wer sich so charmant verspielt, dem nimmt man das nicht übel.
„Etage 2“ machen Musik über das Leben, über Trauer und Hoffnung. Auf einer Villenveranda in der niedersächsischen Tiefeebene sitzen und in das rote Leuchten des Sonnenuntergangs blicken. Vielleicht endet gerade der Tag, an dem man die große Liebe verloren hat. Aber morgen wird die Sonne wieder aufgehen. Es gibt immer ein Stück Hoffnung. „Etage 2“ zeigen, wie sie klingen kann.

Aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, Februar 2006.


Die Chronik der Schöpfung

Ray Wilson spielt vor begeistertem Publikum im Vier Linden

Das Lieblingsthema der Genesis Fans ist eine Reunion der Band in Urbesetzung: Peter Gabriel, Phil Collins, Mike Rutherford, Tony Banks und Steve Hackett. Ray Wilson ist in diesem Zusammenhang kein Thema. In der fast 40-jährigen Geschichte der Band ist er nur ein winziges Rädchen. 1997/98 war Wilson Frontmann und sang auf dem vorerst letzten Studioalbum „Calling All Stations“.
Jetzt steht Wilson mit seiner Band auf der Bühne des Vier Linden und covert alles aus dem Dunstkreis von Genesis. Auch viele Hits aus den Solokarrieren von Collins und Gabriel. „I Can't Dance“, „Land Of Confusion“, “Solsbury Hill”, „In The Air Tonight“ oder auch „Ripples“. Ein bisschen riecht es nach Ausverkauf, weil Wilson Hit an Hit reiht und etwa bei dem großartigen Song „Carpet Crawlers“ – aus der frühen theatralen Genesis-Phase – Peter Gabriels Gestik imitiert.
Imitieren oder interpretieren ist die große Frage an diesem Abend. Interpretiert da einer die besten Lieder aus der Geschichte der Band oder liefert er nur einen Hitreigen, um das Publikum zufrieden zu stellen?
Die Begeisterung ist tonangebend. Auch Wilsons eigene Songs, die er sparsam ins Programm einfügt, werden mehr als wohlwollend angenommen. Aber bei den Genesis Songs leuchten die Augen schon heller, sind die Verzückungsrufe lauter. Ob die Fans aber den Liedern oder dem Sänger verfallen sind, ist nicht genau zu unterscheiden. In der ersten Reihe steht ein Mann mit leicht schütterem Haar in Anzug. Er singt fast jeden Song mit und starrt dabei gebannt auf die Bühne. Er ist in jeden Fall gefangen.
Ray Wilson, der wie eine junge Version von Joe Cocker aussieht, schaut immer etwas verkniffen und hat gar nichts von einem Rockstar. Vielleicht war „Calling All Stations“ auch deswegen ein Flop, weil er dem Charisma von Gabriel und Collins nichts Gleichwertiges entgegensetzen konnte. Kurz vor dem Einstieg bei Genesis war er noch ein schottisches One-Hit-Wonder. „Inside“, von seiner Band Stiltskin, wurde weltweit eine erfolgreiche Single, weil in einem Werbespot ein Levi’s behoster Schönling zu den Klängen aus einem See stieg. Natürlich spielt Wilson auch diesen Song. Den aber mit E-Gitarre. Ganz entgegen der Regel dieser Show.
Denn mit einem Kniff laviert sich Wilson um den Vorwurf eines Genesis-Imitators herum. Der Abend steht im Zeichen der akustischen Gitarre. Mit dieser Wahl ist eine Interpretation der Songs eigentlich schon technisch vorprogrammiert.
Letztendlich überzeugen die Songs und der Sänger. Es zeigt sich, zu Genesis’ Zeiten konnte noch intelligente Popmusik zu Welthits werden. Und Ray Wilson bringt die doch sehr unterschiedlichen Songs aus dem Oeuvre der Band überzeugend. Trotzdem würde man gerne Peter Gabriel noch einmal „Carpet Crawlers“ singen hören. Vielleicht 2007. Vielleicht 2008...

Aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, Februar 2006.


Alles ist erleuchtet

„muff potter“ und „Home of the lame“ spielen in der Kulturfabrik

Das passiert wirklich selten. „muff potters“ Sänger Nagel widmet den Song „Bis zum Mond“ dem Buch „Alles ist erleuchtet“ von Jonathan Safran Foer. Er habe erst nach der Schulzeit angefangen, Bücher zu lesen. Heute hole er alles Versäumte nach und genieße es. Für eine Punkband ein etwas zu altkluges, pädagogisches Gequatsche wird mindestens einer von der Pogofraktion in den ersten Reihen gedacht haben. Man kann das aber auch richtig sympathisch finden. Und „Alles ist erleuchtet“ ist zudem noch ein richtig gutes Buch.
Bevor aber die Intellektpunker auf die Bühne kommen, eröffnet Felix Gebhard von „Home of the lame“ den Abend. Allein mit seiner Akustikgitarre schrammelt er sich durch kleine Indie-Country-Kleinode. So etwas hat jedoch naturgemäß einen schweren Stand vor der Hauptband.
„muff potter“ bezeichnen ihre Musik selbst als „Angry Pop Music“. Wut sei für sie bis heute ein Motor ihres Schaffens.
Wo andere sich langsam am Anfang eines Konzertes eingrooven, beschleunigen die vier Münsteraner von Null auf Schweiß. Sänger Nagel bringt die Stimme sofort bis an den Anschlag und darüber hinaus. Ressourcenschonen ist unbekannt.
Auch wenn die Wut bei den Potters generell eigentlich keine politische ist, haben sie auf ihrem neuesten Album „Von Wegen“ zum ersten Mal einen explizit politischen Song. „Bratwurstwetter im Radio/ Modernes Gartenzwergniveau“ und „Mit warmen Visionen von Identität/ Und der Reflexion auf Nulldiät/ Wird Geschichte vertauscht, verdreht und umgekehrt“ singt Nagel in „Punkt 9“. Auch wenn ihn die Tagespolitik als Künstler nicht interessiere, zur Radioquote und neuer Deutschtümelei in der Popmusik wollte er Stellung beziehen.
Und „muff potter“ dürfen sich so äußern. Sie sind nicht auf einen Zug aufgesprungen, als das breite Pop-Publikum die eigene Sprache wieder entdeckte und nach neuer deutschsprachiger Musik schrie. Da fuhren sie schon viele Jahre mit. Sie haben schon im Gründungsjahr 1993 auf Deutsch gesungen.
Aber das war es dann auch mit der Politik. Sonst handeln ihre Songs von den großen Themen aus dem unerschöpflichen Pool der eigenen Befindlichkeiten. Etwa von der Liebe.
„Wenn die Liebe ein Schlachtfeld ist/ Dann ist das jetzt dein Den Haag“ heißt es in „Den Haag“. Nagel gibt zu, dass die Zeile von Pat Benaters „Love is a Battlefield“ inspiriert ist. Das macht sie im Ergebnis aber nicht schlechter.
Es ist schön ein Liebes- oder Trennungslied einmal in solch einem komplexen Bild gipfeln zu sehen. Hier hat jemand Mut zu großen Bildern. In seiner Ansage kündigt Nagel „Den Haag“ dann auch als pathetische Rockmusik an. Das passt.
Am Ende des Konzertes klingeln die Ohren. Denn so poetisch und hintersinnig die Texte sind, so brutal werden sie vorgetragen. Die Wurzeln der Band liegen im Punk. Da rotzt und schreit man seine Wut eben eher heraus, als sie mühsam in Melodien zu kleiden. Aber das muss hier auch nicht sein. So wie „muff potter“ sind, sind sie genau richtig. Mitreißend, energetisch und intelligent.

Aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, Januar 2006.


Vom Weltall in die Hitparade

„Betamusic“ und „Paulsrekorder“ spielen in der Kulturfabrik

David hätte vor ein paar Jahrzehnten gut ins Fernsehen gepasst. Ausgewaschene Jeansjacke, eine Haartolle im Gesicht und fingerkuppenlose Handschuhe. Modisch waren die 80er Jahre eine merkwürdige Zeit. Aber David sieht nicht nur so aus. Er hört sich auch so an. „Mach mich an, mach mich aus“ singt er und zieht die Wortenden zickig nach oben. Seine Stimme ist affektiert und immer kurz davor, etwas zu schrill zu werden.
Vielleicht hätte die Band damals ihren Platz in irgendeiner Hitparade gefunden. Nur wäre der Lidschatten dann etwas dicker und der Sound schlechter gewesen.
Denn „Paulsrekorder“ aus Bremen machen trotz allen Flirtens mit der alten „Neuen Deutschen Welle“ zeitgemäße Popmusik. Die Gitarren sind dicht, das Schlagzeug treibt und Samples sowie Chöre laufen im Hintergrund mit. Sie stehen dabei angenehm zwischen den Stühlen. Wenn sie zu härteren Rhythmen übergehen, haben sie nicht die Kälte von „Mia“. Und die Melodien biedern sich einmal nicht bei „Wir sind Helden“ an, die momentan einfach die schönste deutsche Popmusik machen.
Auch die in den 80ern beliebten Themen Weltall und Technik sind bei „Paulsrekorder“ präsent. Ein Song hat den Arbeitstitel „Schweine im Weltall“, ein anderer heißt „Captain Future“ und ist eine „Hommage an die ungewisse Zukunft“, sagt Sänger David.
Und als sich Gitarrist Kai dann auch noch die Gitarre abnehmen lässt und im Stroboskoplicht Roboterbewegungen nachahmt, ist vollkommen klar: Die fünf Männer sind heillos in einem Zeitstrudel gefangen. Aber es passt. Für den Roboter gibt es sogar Szenenapplaus.
Schwächen zeigen „Paulsrekorder“ in dem Song „Rhythmusvideoclip“. In der Strophe singt David etwas vom Klingelton Jambafrosch und im Refrain wird das Lied zu einem stampfenden „Pet Shop Boys“-Verschnitt. Manche Dinge sollten selbst Künstler ignorieren. Der Jambafrosch und einiges von den „Pet Shop Boys“ gehört sicher dazu.
„Betamusic“ haben auch ein paar Wurzeln in den 80ern. Aber fürs Fernsehen wären sie zu hart und zu kantig gewesen. Das Schlagzeug drückt hier tiefer und die als Sample mitlaufenden Sounds sind kälter. Ein Bass fräßt sich hier eher durch den Song, als das er groovt.
Die Musik treibt insgesamt fast immer schonungslos voran. Mitunter hat sie sogar etwas Gehetztes an sich. Ruhige Momente sucht man hier vergebens.
„Ich hab schon immer gesagt, dass das nicht rockt“ singt Jörg in „Statik“. Natürlich rockt es. Aber wenn „Betamusic“ rocken, hat es mehr etwas von einer Prügelei. Energie hat die Band jedenfalls genug.
Wo „Paulsrekorder“ vor einem Auftritt vielleicht überprüften, ob die Klamotten auch gut sitzen, würden die drei Betamusiker eher die Frequenzen ihrer Instrumente noch etwas härter und drängender einstellen. Sie wollen ihre Zuhörer eben nicht einwickeln. „Betamusic“ rennen sie eher über den Haufen.

Aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, Januar 2006.

Inhalt

Bar-Jazz auf Speed
„Damon And The Heathens“ und „Trunk Show“ im Club VEB

Musik in der Schwerelosigkeit
Haruko & Hlynur – mit Folkmusikern in einer Weltraumstation

In den Fußstapfen der Helden
Chris de Burgh spielt in der Stadthalle eigene Hits und die Lieder seiner Vorbilder

Die Wohnzimmer-Predigt
Wolf Biermann beeindruckt mit einem gefühlvollen Geschichtskonzert

Ein gealterter Frauenversteher mit kehliger Stimme
Roger Whittaker ist bald 73 und kann trotzdem noch 1300 Menschen in der Stadthalle begeistern – Ein Konzertbesuch von Mutter und Sohn

Das Anti-Konzert
„Son, Ambulance“ scheitern im Nexus an sich selbst

Die Faust des Arbeiters
Sölter und Kirleis beweisen im LitteraNova, dass sich Humor und politische Songs nicht ausschließen

Der Untergang wird gefeiert
Die Sterne und The UP to the SKY spielen im Wolfsburger phaeno

Slogan-Rock
Angelika Express rocken das Merz mit großen Gesten

Cheri Cheri Lady mit echtem Sex
„Der Popolski Show“ in der Meier Music Hall zeigt Comedy und Musik mit Herz und Verstand

Siamesische Zwillinge mit einer Seele
Jens Lekman, Mai, "Privatclub" Berlin. Ein Abend für die Tiefkühltruhe. Einfrieren, aufbewahren.

Norwegischer Heilschlamm
Die norwegisch-englische Band „Hallucinations“ gibt ein umjubeltes Konzert im Club VEB.

Der Melancholiker ist gegen nichts immun
„Etage 2“ sind der Soundtrack zu einem niedersächsischen Western.

Die Chronik der Schöpfung
Ray Wilson spielt vor begeistertem Publikum im Vier Linden.

Alles ist erleuchtet
„muff potter“ und „Home of the lame“ spielen in der Kulturfabrik.

Vom Weltall in die Hitparade
„Betamusic“ und „Paulsrekorder“ spielen in der Kulturfabrik.