Ich pinkel jetzt mal einer Stadt in Niedersachsen ans Bein. Vor acht Jahren habe ich Hildesheim verlassen. Das Studium war beendet. Es zog mich zur nächsten Herausforderung. Nach meinem Besuch heute fühlt es sich so an, als müsste ich so schnell auch nicht wieder dorthin zurück. Dabei hatte ich immer etwas Fernweh nach diesem Sehnsuchtsort. Ich dachte immer, Berlin entzieht mir mit seiner Lautstärke, dem Dreck und dem ewig ON-Status viel Energie. Doch die 1-Euro-Laden-Tristesse in Hildesheim raubt mir viel von meiner Nostalgie. Hildesheim war für mich immer dieser chaotische Stadthaufen, der von den kreativen Studenten befeuert wurde. Studenten, denen nicht nur ihr Egoismus sondern auch die Stadt mit all ihren Menschen am Herzen lag. Lücken wurden besetzt, Schrebergartenköpfe aufgebrochen, neue Perspektiven angeboten. Irgendwann muss aber auch eine Stadt mitziehen und diese Ideen in ein städtebauliches Konzept einfließen lassen. Ist das passiert? Ich sehe das nicht.
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Glasnost des Theaters
Bei der „Intemporale24“ machen 40 Studenten ein soziales Experiment und bringen in 24 Stunden ein Theaterstück auf die Bühne
Christoph Schlingensief hat mal vom „Scheitern als Chance“ gesprochen. In den Interviews auf der Webseite von „Intemporale24“ sprechen auch viele der Beteiligten vom Scheitern. Die meisten meinen das positiv oder haben zumindest keine Angst davor. Es ist der Prozess, der zählt. Ein soziales Experiment, eine Grenzerfahrung.
Außer den Räumlichkeiten, die drei Etagen der ehemaligen Bernward-Buchhandlung am Hohen Weg, und 40 Personen, die sich in 15 Gruppen aufteilen, ist erstmal nichts da. Am Freitag um 20 Uhr wird ein Thema ausgelost und 24 Stunden später soll es die Premiere des Stückes geben. Dramatiker werden am Laptop sitzen, eine Bühne wird gebaut, Schauspieler müssen ihre Rollen finden und die Regisseure sollen alles in eine Form bringen. Haben sich hier also 40 Studenten zum fröhlichen Scheitern zusammengefunden?
Weit gefehlt. Um 20 Uhr sind es arbeitswütige Enthusiasten, die gespannt warten, welches der fünf Themen gezogen wird. Keine Angst, zu scheitern. Keine Angst vor dem Schlafentzug.