Als Rettungsassistent kann man nicht ein Leben lang arbeiten, aber das macht den Job nicht schlechter als andere. 24 Stunden im Einsatz mit dem Rettungsassistenten Torge Schnieder.
Als würde ihm im Schlaf einer ins Gesicht schlagen. Torge schreckt hoch und wirft das Laken zur Seite. Um sechs Uhr morgens geht der Alarm los. Der zigarettenschachtelgroße Funkempfänger steckt im Ladegerät, das mit der Beleuchtung zusammengeschaltet ist. Alarm, Licht an, raus aus dem Bett. Zwischen Alarmierung und losfahren vergeht nicht einmal eine Minute. „Akkon hat verstanden.“ Die Leitstelle gibt Zielort, Name und eine oft vage Beschreibung des Problems durch. Dann heißt es, Gedanken ausschalten, Konzentration bis zum Anschlag.
Frühschichtverkehr, aber morgens fahren die Leute schneller zur Seite. An den Häuserwänden flackert das blaue Licht, die beiden Männer steigen aus und ziehen die Latexhandschuhe über. Notrucksack, EKG und Beatmungsgerät. Kiloschwer. Diesmal aber nur der zweite Stock.
Vor 22 Stunden hat Torge Schnieder seinen Dienst begonnen. Erst noch ein Küsschen durchs Fenster für Freundin Wiebke und dann Leben retten. Zumindest wenn alles gut geht. Torge ist einer von 13 Rettungsassistenten auf der Wache der Johanniter-Unfall-Hilfe in Göttingen. Seit über drei Jahren arbeitet er hier auf einer halben Stelle neben seinem Studium. Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Feinwerktechnik. Wenn es klappt, will er später mal in der Entwicklung von medizinischen Geräten arbeiten.