Alle Beiträge von Tim Meyer

Encore – Setlisten: Emiliana Torrini, 8. Mai 2014 in Berlin

Setliste von Emiliana TorriniDie Isländerin wurde eingeladen, ihre Songs mit Berliner Musikern zu performen. Gestern haben sie zum ersten Mal miteinander geprobt und ein kleines, intimes Geheimkonzert gegeben, heute stand das richtige Konzert zur Eröffnung des XJazz-Festivals im Bii Nuu an. Was war für Emiliana Torrini das Besondere des Konzertes? Wie hat sie die Setliste ausgewählt?

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Encore – Musiker über ihre Setlisten

Setlisten sind neben Gitarrenplektren und Drumsticks die Reliquien des Musikfans. Wenn das Licht im Konzertsaal angeht, stürmt der Fan nach vorne zur Bühne und bittet Musiker oder Roadies um das Stück Papier. Doch Setlisten sind auch ein Zeitdokument, an dem abzulesen ist, mit welchen Songs ein Künstler zu einer bestimmten Zeit an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Es geht dabei nicht nur um schnödes Stück Papier. Die Konzerte sollen über ein persönliches Statement der Bands selbst eingeordnet und verortet werden. Die Musiker werden gefragt, was das Besonderes des Konzertes war und wie sie die Setliste zusammengestellt haben.

Bislang dokumentierte Setlisten

Mitmachen

Momentan dokumentiere ich nur die Konzerte, die ich selbst besuche und bei denen ich am Ende an die Setliste sowie ein Kurzinterview bekomme. Wer sich an dem Projekt beteiligen möchte, kann mir gerne Fotos von Setlisten einschließlich der Antworten auf die zwei Fragen schicken.

Keine Zeit für’s Mittagessen – Eine grüne Wahlkampfreportage aus Hamburg

An der Wand hängt ein Abreißkalender: „10 Tage bis zur Wahl“. In den Gesichtern der Wählkämpferinnen und Wahlkämpfer in der Hamburger Landesgeschäftsstelle ist heute zu erkennen, dass sie am liebsten alle Blätter auf einmal herunterreißen würden, um direkt am 20. Februar nur noch gespannt auf die ersten Hochrechnungen zu warten. Aber vor ihnen liegt noch ein heißer Endspurt in diesem intensiven, kurzen Wahlkampf.

Am 28. November 2010 erklärten die Grünen in Hamburg, sie wollen die schwarz-grüne Koalition verlassen. Die Landesvorsitzende Katharina Fegebank sagte damals: „Der gemeinsame Geist und die große Verlässlichkeit, die diese Koalition bis zum Sommer getragen haben, sind verflogen.“

Heute ist der 10. Februar 2011. Noch 10 Tage bis zur Bürgerschaftswahl in Hamburg.

Im Flur der grünen Landesgeschäftsstelle stapeln sich Wahlkampfzeitungen: „Für Hamburg Deine Stadt“. Daneben liegen Kisten voller Postkarten: „Stell Dir vor es ist Wahl, und danach siehst Du nur noch rot.“ Als ich das Großraumbüro betrete, sind gerade alle beschäftigt. „Setz‘ dich erst mal irgendwohin.“ In der Ecke steht nur noch ein freier Stuhl. Überall Gewusel, Telefonate, konzentrierte Mienen.

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Rauchen, angeln und träumen in Istanbul

Ein Streifzug in Istanbul, Oktober 2008.

Überall riecht es nach Fisch. Auf der Galata-Brücke reihen sich die Angler wie Legehennen aneinander. In kleinen Eimern zappeln und ersticken langsam lütte Fische, die die Männer aus der Bosporusbucht des Goldenen Horns ziehen. Alle zwanzig Meter gibt es einen Stand mit Zubehör: Haken, Schnüre, Gewichte und Becher voller Schrimps – als Köder. Wenn die letzten Angler die Brücke verlassen haben, kleben auf der Brüstung nur noch ein paar angetrocknete Krustentierfragmente. Und es stinkt.

Auf der anderen Seite der Brücke drei Kähne, auf denen halbe, gebratene Fische in Brot verkauft werden – und Touristenschiffe. Mit einem dieser Boote geht es raus Richtung Bosporus, von Europa nach Asien, unter großen Hängebrücken hindurch. Auf dem anderen Kontinent, am Ufer entlang, stehen Häuser mit verschlossenen Jalousien. Auf den Terrassen Sitzmöbel, unter Schutzbezügen verpackt. Wenn es an Bord dieses Schiffes Lautsprecher geben würde, müsste der Kapitän jetzt erzählen, dass in diesen Villen Hollywoodstars leben, wenn sie nicht gerade in Berlin mit der gesamten Familie am Wannsee wohnen, weil sie mit Quentin Tarantino drehen. Aber weil das keiner erzählen kann, kommt ständig ein Mann herumgelaufen und will Chips, Tee und frisch gepressten Saft verkaufen. Es ist windig.

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Für einen neuen Arbeitsbegriff Verbrechen begehen

Alle Verbesserung im Politischen soll von Veredlung des Charakters ausgehen – aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln?

Friedrich Schiller
Über die ästhetische Erziehung des Menschen

Sie hätten sich kein besseres Jahr aussuchen können. 2007 werden 400 Jahre Mannheim gefeiert und die Stadt putzt sich heraus. Bereits vor sieben Jahren starteten im Hinblick auf das Jubiläum verschiedene Baumaßnahmen. Für die SAP-Arena wurde ein Anschluss an den neuen Stadtbahnring Ost umgesetzt, man sanierte die Fußgängerzone Breite Straße und die Blumenbeete am Wasserturm sehen heute noch etwas akkurater und bunter aus. Gerade wird rund um die Wasserspiele wieder geharkt und gezupft. Man ist beschäftigt. Auch wenn man dafür vielleicht nur einen Euro bekommt. In Mannheim waren im Mai 2007 8,6 Prozent aller Erwerbspersonen arbeitslos. Die Stadt lag damit knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 9,1 Prozent.

Regisseur Simon Solberg und Dramaturg Volker Bürger arbeiten seit April 2007 mit acht Hartz-IV-Empfängern an Pimp The City. Mit der ARGE Job Center Mannheim und dem Gemeinschaftswerk Arbeit und Umwelt e. V. wurde ein Team aus Langzeitarbeitslosen zusammengestellt. Das Ziel: Mannheim zu pimpen, aufzumotzen. Die beiden Männer vom Nationaltheater Mannheim hatten bereits im November letzten Jahres die Reihe Making of The Band entwickelt. Making of The Bandwar ein halbdokumentarisches Format, das von vier Musikern handelte, die Helden werden wollten, um die Stadt zu verändern. Dabei kam es bereits zu einer Zusammenarbeit mit Hartz-IV-Empfängern. Das reizte Solberg so sehr, dass er anschließend begann, an einer neuen Idee zu arbeiten: „Wir wollten den Starkult umdenken und in Menschen investieren, die am Rand stehen.“

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